Zwi­schen­er­folg für die Alli­anz «Armut ist kein Verbrechen»

Ende April nahm die staats­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Natio­nal­ra­tes den Vor­stoss «Armut ist kein Ver­bre­chen» an. Die­ser kommt nun ins Parlament. 

Die Staats­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Natio­nal­rats (SPK‑N) hat sich erneut für die Annah­me der par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ve «Armut ist kein Ver­bre­chen» von SP-Natio­nal­rä­tin Sami­ra Mar­ti aus­ge­spro­chen. Der Druck zeigt Wirkung.

Im Aus­län­der- und Inte­gra­ti­ons­ge­setz ist seit jeher ein Wider­ruf der Auf­ent­halts- bzw. Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wegen Sozi­al­hil­fe­be­zug vor­ge­se­hen (Art. 62 und 63 AIG). Seit dem Inkraft­tre­ten des revi­dier­ten AIG hat sich die­se Pra­xis aller­dings ver­schärft. Vor der Revi­si­on konn­ten nur Per­so­nen ihre Bewil­li­gung ver­lie­ren, die weni­ger als 15 Jah­re in der Schweiz leb­ten. Die­ser zeit­li­che Schutz wur­de auf­ge­ho­ben. Die Dro­hung mit der Weg­wei­sung wegen Sozi­al­hil­fe­be­zug drängt Men­schen dazu, auf nöti­ge Unter­stüt­zung zu ver­zich­ten(«Fokus» der SBAA: «Sozi­al­hil­fe als Instru­ment der Migra­ti­ons­kon­trol­le»). Die SBAA hat ver­schie­de­ne Fäl­le doku­men­tiert, wel­che die Aus­wir­kun­gen der Ver­schär­fun­gen auf­zei­gen (bei­spiels­wei­se Fallnr. 380 «Ardit» sowie Fallnr. 412 «Sophie»).

Mit der Initia­ti­ve soll das Aus­län­der- und Inte­gra­ti­ons­ge­setz so geän­dert wer­den, dass bei Ausländer:innen, die sich seit mehr als zehn Jah­ren unun­ter­bro­chen und ord­nungs­ge­mäss in der Schweiz auf­hal­ten, ein Wider­ruf der Auf­ent­halts- bzw. Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wegen unver­schul­de­tem Sozi­al­hil­fe­be­zug nicht mehr mög­lich ist.

Die Alli­anz «Armut ist kein Ver­bre­chen» hat die Schwei­ze­ri­sche Beob­ach­tungs­stel­le für Asyl- und Aus­län­der­recht (SBAA) gemein­sam mit SP und UNIA ins Leben geru­fen und wird von über 80 Orga­ni­sa­tio­nen unter­stützt. Eine Peti­ti­on, die das Par­la­ment zur Annah­me der par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ve auf­for­dert, wur­de bereits von mehr als 16’000 Per­so­nen unterzeichnet.

Die Initia­ti­ve wird bald im Natio­nal­rat debat­tiert. Die SBAA hofft, dass die posi­ti­ve Wir­kung erhal­ten bleibt und unver­schul­de­te Sozi­al­hil­fe­be­zü­ge nicht mehr bestraft werden.