Mit ihrem neuen Projekt will die SBAA erreichen, dass alle jugendlichen Geflüchteten und Migrant*innen in der Schweiz unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus Zugang zu Bildung haben, sich schulisch und beruflich aus- und weiterbilden und eine Lehre bzw. Vorlehre absolvieren können. Mit Tobias Heiniger hat die SBAA einen kompetenten und erfahrenen Projektleiter gefunden. Den Juristen zeichnen langjährige Erfahrung im Migrationsbereich aus: Die vergangenen Jahre hat er bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) gearbeitet, zuvor u.a. als Beistand von unbegleiteten Minderjährigen. Das Projekt wird von der Volkart-Stiftung finanziert.
Falldokumentationen, Fachbericht, Sensibilisierung und Advocacy
Der Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt für Jugendliche und junge Erwachsene im Asylbereich ist in den meisten Kantonen mit hohen Hürden verbunden. Dies zeigt die Studie „Bildungsmassnahmen für spät eingereiste Jugendliche und junge Erwachsene – Privat (mit)finanzierte Bildungsangebote für Asylsuchende“ (2019) des Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien (SFM) der Universität Neuchâtel. Die zentralen Erkenntnisse aus der Studie sind in der Broschüre „Je früher, desto besser für alle“ zusammengefasst. Der Handlungsbedarf ist gross, allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz den Zugang zu schulischen und beruflichen Ausbildungen zu ermöglichen.
Im Rahmen ihres Projekts wird die SBAA einerseits Fälle von betroffenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Asyl- und Migrationsbereich juristisch aufarbeiten und dokumentieren. Ausgehend von diesen Falldokumentationen werden in einem Fachbericht Schwierigkeiten in der Umsetzung analysiert und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt. Andererseits wird sich die SBAA auf die Sensibilisierungsarbeit und Advocacy fokussieren. Die Erkenntnisse werden mit Verantwortlichen aus den Bereichen Bildung, Integration und Wirtschaft diskutiert und öffentlich zuganglich gemacht. Behörden und Politiker*innen wird die SBAA gezielt informieren und ihnen ihre Empfehlungen unterbreiten.
Zielgruppe: Geflüchtete und spät zugewanderte junge Erwachsene ab 16 Jahren
Mit ihrem Projekt wird sich die SBAA mit der Situation von geflüchteten und spät zugewanderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab 16 Jahren befassen. Dabei handelt es sich um eine äusserst heterogene Zielgruppe. Sie haben verschiedene Biographien und unterschiedliche schulische und berufliche Kompetenzen. Hinzu kommen die ungleichen Rahmenbedingungen in der Schweiz. Dazu gehören die oft ungünstige Wohnsituation und Betreuung während und nach dem Asylverfahren, fehlende Tagesstrukturen und soziale Kontakte, ungenügende medizinische, insb. psychiatrische Versorgung, sowie teilweise mangelnde Unterstützung bei der Suche nach Aus- und Weiterbildungsangeboten und Arbeit sowie fehlende Zukunftsperspektiven. Zudem haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft finanzielle Schwierigkeiten. Viele müssen ihre Familien im Heimat- oder einem Drittstaat unterstützen, möglicherweise Schulden an Schlepper abbezahlen oder dafür sorgen, dass sie von der Sozialhilfe unabhängig bleiben.
Die Chancen und Möglichkeiten, eine Ausbildung oder Lehre zu absolvieren, hängen schliesslich auch sehr stark vom Aufenthaltsstatus ab. Die unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen und ihre Umsetzung in den Kantonen erschweren die persönliche und berufliche Entwicklung. Rechte und Möglichkeiten sind unterschiedlich, je nachdem, ob jemand noch im Asylverfahren ist (N‑Ausweis), vorläufig aufgenommen (F‑Ausweis) oder als Flüchtling anerkannt (B‑Ausweis) wurde, sein/ihr Asylgesuch abgelehnt wurde und in der Nothilfe lebt oder über die Niederlassungsbewilligung (C‑Ausweis) verfügt. Die Bemühungen von Bund und Kantonen im Bereich Integration sind aus Sicht der SBAA begrüssenswert. Sie kritisiert jedoch, dass diese grossmehrheitlich nur für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen gelten.
Die SBAA wird sich deshalb im Rahmen ihres neuen Projekts dafür einsetzen, die Grundlagen zu schaffen, dass allen spät zugewanderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen Zugang zu Bildung und Arbeit gewährt wird, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Eine Ausbildung stellt für ihre Zukunft, wo immer sie liegt, eine wichtige Basis dar und ermöglicht ein stärkeres und gleichberechtigtes Teilhaben am gesellschaftlichen Zusammenleben.